Ausverkauft und umjubelt waren alle Vorstellungen von Stockhausens „Am Himmel wandre ich…“. Die strenge Schönheit dieser sichtbaren Musik ist erstaunlicherweise überhaupt noch nicht abgegolten! Sie wirkt unmittelbar, woran die jugendliche Glut der beiden Hauptdarstellerinnen gewiß erheblichen Anteil hat. Die Stimmen der beiden küssen sich und verschmelzen zu einer einzigen, flirrend vogelartig trillernden; sie driften auseinander, fauchen, keifen, flüstern. Und die nach Art des fernöstlichen Theaters verlangsamten, beschleunigten Bewegungen der Sängerinnen singen mit, sie versteinern in slow motion zu kindlich einfachen, fremdem Tableaus. Währenddessen wandert graublau auf der Leinwand im Hintergrund in einer live-Videoproduktion vorbei, was der Himmel über Rheinsberg augenblicklich so an Wolken zu bieten hat. Keine Geste ist zuviel, kein Ton nur Ornament.

Eleonore Büning, FAZ 1997