Eine von dramatischer Wucht erfüllte Chortragödie, „Belshazzar“ von Georg Friedrich Händel zog die Zuhörer in St. Egidien in den Bann. Cornelia Heger aus Berlin setzt am Regiepult visionäre Akzente (Bühne Fred Pommerehn). Auf einer hochgestuften Tribüne nehmen Choristen und Solisten ihre Plätze ein. Die Handlung wird „semi-stage“ im Sinne eines Tribunals vorgeführt. Dabei konzentriert sich die Kernfrage auf das Problem „Überleben der Menschheit“…So mutiert hier die Umweltkrise zum eigentlichen, aktuellen Menetekel der Menschen… So überwölbt ein weltumspannender existentieller Ansatz das Leben der Menschen. Veranschaulicht wird dies durch Schicksalsfäden, welche die Tänzer wie ein gesponnenes Netz über Darsteller und Bühne legen, die das unentrinnbare Verbunden-Sein aller in einen drohenden Untergang des Planeten signalisieren.

Egon Bezold, Nürnberger Zeitung 2014

In der zentralen Szene, in der das Rätselwort „Mene, mene, tekel, u-pharsin“ erscheint, endet das Video-Dasein der Tänzer und sie greifen livehaftig als mystische Hände ein, die das „gezählt, gezählt, gewogen, geteilt“ an die Mauer schreiben. Da, wo die Internationale Orgelwoche mit ihren Klang-Collagen derzeit eine Lehrstelle aufmacht, füllt so eine profilierte zeitgemäße Oratoriendeutung das Vakuum. Absolut festspielwürdig!

Jens Voskamp, Nürnberger Nachrichten 2014