Der Abend kommt wie auf Zehenspitzen daher. In einer Zeit, in der das Kulturkarussell sich immer schneller, bunter und sensationeller dreht, gestaltet die Berliner Kammeroper eine ganz leise und hochsensible Uraufführung. TRIEST setzt sich mit menschlichen Befindlichkeiten, mit den Nuancen zwischen Mitgefühl und Gleichgültigkeit auseinander.

Die Regisseurin Cornelia Heger hat zarte Posen, Tanzschritte, Handbewegungen zum Thema gefunden, eine ganze Choreographie der Beziehungs-Tristesse. Die Geschichte spielt im Dämmerlicht, zur „Stunde der Halbwahrheiten“, wie der Librettist es nennt. Die Inszenierung spürt diese Atmosphäre hellhörig auf. Das absolut stimmige Zusammenspiel zwischen Musik, Worten und Bildern macht den Abend im Ballhaus Naunystraße zum feinsinnigen Genuß.

Martina Helmig, Berliner Morgenpost 1998